Der Donner grollt irgendwo da hinten zwischen Scheuerfeld und Weitramsdorf und ich bin noch der Meinung, ich könnte das Gewitter eventuell mit dem Fahrrad weiträumig umfahren. Eine halbe Stunde später dann wird der Donner lauter. Ich frage mich, ob ich im Ernstfall mit meinem Aldi-Rad (ohne Motor) schneller sein könnte als der Blitz. Ich beschließe, von Wiesenfeld aus Richtung Weidach zu fahren. Von so einem kleinen Unwetterchen lasse ich mir doch nicht mein Workout ruinieren.
Unterwegs wird mir allerdings klar, daß es nach Weidach im Grunde nur bergauf geht. Bergauf fahre ich weder gerne noch gut – das ist genetisch bedingt (oder kann sich vielleicht jemand daran erinnern, daß Leute wie Edwin Moses, Ben Johnson oder Ursain Bolt jemals die Tour de France gewonnen hätten?). Nach drei Kilometern rekordverdächtigen Berghochgetrampels stelle ich jedoch fest, daß sich das Gewitter von meinem Frontalangriff in keinster Weise beeindrucken läßt – und das, obwohl ich vermutlich einen furchteinflößenden Anblick abgebe.
Im Gegenteil – es hat mich in einen Hinterhalt gelockt und feuert plötzlich mit Hagelgeschossen, die frontal in meinem Gesicht einschlagen. Eine Fahrradbrille wärs jetzt natürlich, aber das ist nur was für Weicheier und Angeber. Meine dunkle Sonnenbrille, die ich ja dabei hätte, erscheint mir im Hagel dann doch ein bißchen zu affig. Blitze schlagen irgendwo in der Nähe ein. Die Straße ist naß, das Fahrrad ist naß, ich bin naß. Und weil ich nichts mehr sehe, kann ich den Blitzen nur ganz schwer ausweichen.
Mir kommt plötzlich Michael Faraday in den Sinn – aber soweit ich weiß, hat er niemals einen Fahrradäischen Käfig erwähnt.
Diese Erkenntnis ist der einzige Grund dafür, daß ich schließlich doch zum geordneten Rückzug blase. Aber man sieht sich immer zweimal im Leben … 🤔