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Der Niedergang der Graffiti-Kunst

Graffiti in Coburg

Früher galten Graffiti-Sprühereien ja eher als Vandalismus. Zumeist aufbegehrende Jugendliche „bekritzelten“ unter irgend einem (natürlich coolen) Pseudonym alles, was ihnen unter die Finger geriet – insbesondere sogar auch das, was niet- und nagelfest war. Ich erinnere mich noch gut an den Film „Whole Train“, in dem es darum ging, in einer Nacht- und Nebelaktion einen kompletten Zug zu „verschönern“.

Heutzutage gibt es zwar auch noch das ein- oder andere Graffiti-Kunstwerk. Allerdings fehlt jetzt häufig der entscheidende Faktor – die Illegalität. Mittlerweile wird es nämlich als Kunstform anerkannt, und betuchte Unternehmen lassen sich die Bemalung ihrer Fassaden mitunter einiges kosten.

Jugendliche brauchen aber einen Kick, um wahrgenommen zu werden. Sie versuchen, sich von den „Alten“ abzugrenzen und wollen andererseits von ihren  Altersgenossen respektiert werden. Mit gutbezahlter Kunst steht man somit auf der falschen Seite.

Es gibt bzw. gab natürlich auch noch andere Wege, um für Aufmerksamkeit zu sorgen. So kann man z.B. Deutschlandfähnchen bei einer Fußball-WM von den Autos abzwicken. Nur findet gerade keine Männer-WM statt, und bei der aktuellen Frauen-Europameisterschaft sucht man in allen Discountern, Baumärkten, Tankstellen etc. vergebens nach irgendwas, das auch nur ansatzweise nach Fan-Artikel aussieht.

Die Freitags-Demos sind im Prinzip auch schon wieder Schnee von gestern, und außerdem hat sich den diesbezüglichen Rebellenstatus ja bekanntermaßen bereits Luisa Neubauer gesichert, die in einer wundersamen Blitzbekehrung von der Vielfliegerin zur Klima-Trittbrettfahrerin mutiert und Klein-Greta in ihrer Glanzzeit nicht vom Arsch weg gegangen  ist.

Aktuell kann man sich als Jugendlicher eventuell noch etwas Beachtung verschaffen, indem man sich irgendwo auf dem Highway festklebt oder -mörtelt und die arbeitende Bevölkerung schikaniert. Die „Letzte Generation“ ist zwar nicht unbedingt neu, aber die „No Future Generation“ ist schon etwas in die Jahre gekommen und wundert sich vermutlich, wieso sie trotz bereits eingetretener Future immer noch vor sich hin vegetiert.

Wie auch immer: Ohne brennende Mülltonnen, kiffende Skateboardfahrer, Breakdancer, Gangster-Rapper etc. hat Graffiti-Kunst nur noch einen braven Anzug-und-Krawatte-Status.

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